Was ist Anti-Bias-Arbeit

Icon. Waage BEGRIFF

Das englische Wort "Bias" bedeutet übersetzt "Vorurteil", "Voreingenommenheit" oder "Einseitigkeit" Anti-Bias-Arbeit macht Schieflagen in Institutionen und Gesellschaft deutlich und zielt auf den Abbau von Diskriminierung. 

Alle Menschen haben durch ihre Familien und Lernwelten schon als Kind Vorurteile und Bewertungen gesellschaftlicher Gruppen erlernt. Die verinnerlichten Botschaften sind oft unbewusst wirksam und tragen dazu bei, dass Menschen die ungleiche Verteilung von Macht in diskriminierenden Strukturen ungewollt stützen.

Icon: Gespräch FOKUS

In einem Anti-Bias-Workshop erfahren die Teilnehmer*innen, wie sich Diskriminierung individuell und gesellschaftlich auswirkt. Sie erarbeiten Strategien, um Machtverhältnisse in eine Balance zu bringen und Diskriminierung zu widerstehen. Dabei geht es nicht nur um einzelne „ausgrenzende“ Handlungen, sondern um Routinen, Erzählungen, Gesetze und Logiken in Institutionen, die einigen Vorteile bringen und andere benachteiligen.

Anti-Bias-Arbeit nimmt die eigenen Erfahrungen der Teilnehmer*innen als Ausgangspunkt. Indem sie persönliche Erlebnisse teilen, entdecken sie Gemeinsamkeiten wie Unterschiede und reflektieren ihre eigene Rolle in diskriminierenden Strukturen. Sie werden sensibel für verschiedene Formen von Diskriminierung – und dafür, wie schmerzhaft und schädlich diese sind.

Icon: Blitz PROZESS

Menschen, die von Diskriminierung betroffen oder permanent negativen Stereotypen ausgesetzt sind, können sich im Rahmen von Anti-Bias-Arbeit empowern. Sie üben ein, ausgrenzende oder diskriminierende Erfahrungen als erlebte Realität besprechbar zu machen und selbstbestimmt Einfluss auf Situationen auszuüben. Sie erkunden ihre Ressourcen, um sichtbar zu sein und in den Kontakt zu gehen. So fangen sie an, gesellschaftliches Schweigen zu durchbrechen und sich als handlungsmächtig zu erleben.

In einem Anti-Bias-Prozess setzen sich Menschen auch damit auseinander, welche Privilegien sie besitzen und welche Verantwortung damit einhergeht. Sie üben nach und nach ein, die Strukturen, in denen sie leben und arbeiten, immer wieder auf Barrieren und Benachteiligungen zu überprüfen. Sie gewöhnen sich an, selbst Verantwortung zu übernehmen und gegen Diskriminierung aktiv zu werden. 

Grafic Recording: Anti Bias Work

Grafic Recording "Anti Bias Work" von Angela Gerlach anlässlich der Konferenz "Internationalization of Teacher Education" am 24.3.2022 an der Universität Hamburg, bei der Dr. Rita Panesar die Keynote "Anti-Bias Work in Teacher Education and School Development" gehalten hat.

Icon: Fortbildung PRAXIS

Ein Anti-Bias-Workshop ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer vorurteilsbewussten, machtsensiblen und diskriminierungskritischen Haltung – er vermittelt keine Rezepte, sondern Denkweisen und Professionalität. Verbindende Erfahrungen und Perspektiven motivieren zu solidarischem Denken und Handeln.

Der Anti-Bias-Ansatz ist persönlichkeitsorientiert und politisch. Er ist ein Instrument der Organisationsentwicklung und der pädagogischen Arbeit.

Icon: Geschichte GESCHICHTE

Der Anti-Bias-Ansatz wurde in den 1980er Jahren im Kontext der Elementarpädagogik von Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Phillips entwickelt. In Südafrika wurde er in Bildungsinstitutionen und der öffentlichen Verwaltung genutzt, als deutlich wurde, dass die Apartheid zwar qua Gesetz abgeschafft ist, aber in den Köpfen und Strukturen weiter existiert.

Über das Projekt "Vom Süden lernen" des Inkota-Netzwerks wurde der Ansatz von südafrikanischen Trainer*innen in Deutschland bekannt gemacht. Zudem nutzte das Projekt "Kinderwelten" in Berlin den Ansatz zur Praxisentwicklung in Kitas und Schulen und erstellte umfangreiche Handreichungen. Der Ansatz wird kontinuierlich weiterentwickelt.